Neuerscheinung:

Die Arzt-Patient-Beziehung in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen - Was zählt?

Catja Wyler van Laak

Die Arzt-Patient-Beziehung in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen - Was zählt?

  • Eine Annäherung unter Berücksichtigung der sozialen Neurowissenschaften.
  • Paramon, 10/2020
  • Einband: Kartoniert / Broschiert
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-13: 9783038305941
  • Umfang: 196 Seiten
  • Erscheinungstermin:

Klappentext

Die vorliegende Publikation bietet in einem ersten Teil einen historischen Überblick über die Grundlagen der ärztlichen Haltung. In einem zweiten Teil unternimmt die Autorin den Versuch einer Annäherung an die teleologischen Grundlagen des ärztlichen Handelns und berücksichtigt dabei im Besonderen die Kenntnisse der sozialen Neurowissenschaften. Das Buch schliesst mit einer Würdigung des ärztlichen Selbstverständnisses der Hausärzte von Bergamo in Italien, die in beispielhafter Weise unter Inkaufnahme von Risiken für ihre Gesundheit und ihr eigenes Leben ihren Patienten in der Covid-19 Pandemie im Jahre 2020 beigestanden sind.

Auszugsweise übernommen von: https://www.jpc.de/jpcng/books/detail/-/art/catja-wyler-van-laak-die-arzt-patient-beziehung-in-zeiten-gesellschaftlicher-herausforderungen-was-zaehlt/hnum/10335674

Der Beruf des Arztes geniesst in vielen Kulturen und Gesellschaften seit langer Zeit eine besondere Stellung. Gesellschaftliche Herausforderungen wie wir sie seit einiger Zeit akzentuiert, aktuell besonders unter dem Druck der Coronakrise erleben, stellen den Arzt sowie sein Selbstverständnis vor Herausforderungen.

Die besondere Verantwortung, die dem Arzt und seinem Beruf unterliegt, das Vertrauen, die Nähe, die Patienten zulassen, manchmal auch zulassen müssen, damit ihre Beschwerden gelindert oder ihre Krankheiten geheilt werden können… Rechtfertigt dies die Stellung des Arztes?

Der Arzt ist verpflichtet seine ärztliche Kunst immer und überall unabhängig von moralischen und politischen Interessen auszuüben. Was einfach gesagt ist erweist sich in der Praxis als hohe Anforderung; eine Anforderung, die es rechtfertigen kann, dass dem Arzt in der Gesellschaft mit Respekt und mit Achtung begegnet werden sollte, damit er in der Lage ist seinen anspruchsvollen Beruf auszuüben. Historische Beispiele belegen, dass es in der Geschichte und in der Entwicklung der Medizin auch immer wieder Zeiten gab, in denen der Arzt seine verantwortungsvolle Stellung nicht wahrgenommen sondern in den Dienst moralischer und politischer Interessen gestellt hat. Dies hatte ausnahmslos verheerende Folgen, denen die Weltärztegemeinschaft 1948 mit der Deklaration von Genf für die damalige Zukunft nachhaltig begegnen wollte. Ist dies gelungen? Der erste Teil dieses Buches bietet eine Übersicht über die Stellung des Arztes in verschiedenen Kulturen in den letzten 2 ½ Jahrtausenden bis in die aktuelle Gegenwart hinein.

Im zweiten, dem Hauptteil des Buches unternehme ich den Versuch, sich an naturgegebenen Zusammenhängen orientierende Grundlagen des ärztlichen Handelns unter Berücksichtigung der sozialen Neurowissenschaften vorzustellen. Mit den jüngsten Fortschritten der Neurowissenschaften sind wir, so der Physiologe und Neurowissenschaftler Fabrizio Benedetti, heute in der Lage die biologischen Mechanismen zu beschreiben und zu diskutieren, die der Arzt-Patient-Beziehung zugrunde liegen. Schlüsselelementen der Arzt-Patient-Beziehung wie Mitgefühl, Vertrauen und Hoffnung unterliegen komplexe physiologische und biochemische Mechanismen, die wir heute viel besser verstehen als dies noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Viele dieser Mechanismen stehen im engen Zusammenhang mit unseren evolutionären Grundlagen, die in dieser Publikation ebenfalls skizziert werden. Der Teil des Buches enthält auch Ausführungen über neuere Entwicklungen in der Medizin, die die Bedeutung der Unabhängigkeit des Arztes und die Gefahren, die diesbezüglich heute bestehen, beleuchten. Die Erkenntnisse der sozialen Neurowissenschaften machen nachvollziehbar, dass Nuancen in der Gestaltung der Arzt-Patient-Beziehung für die Entwicklung einer Krankheit entscheidend sein können. Dieser, der umfangreichste Teil dieses Buches enthält zahlreiche Fachbeschreibungen und Fachtermini. Der Teil wurde jedoch so verfasst, dass auch der medizinisch interessierte Laie und durchschnittlich gebildete Bürger mit ausreichender Motivation in der Lage ist ihn im Grundsatz zu verstehen.

Der dritte und letzte Teil umfasst nur eine halbe Seite und ist überschrieben mit dem Titel „Nachruf“. Es ist eine Würdigung der Arbeit der Hausärzte von Bergamo in Italien während der Covid-19 Pandemie 2020, die ihren Patienten unter Inkaufnahme von Risiken für ihre eigene Gesundheit und ihr eigenes Leben beistanden. In anderen Ländern, so in der Schweiz, haben Hausärzte, sich auf staatliche Anordnungen berufend, unterstützt von Ärzteorganisationen von den Patienten ferngehalten. Das Buch endet mit einem Dank an die Hausärzte von Bergamo.

Der Einfachheit halber habe ich in diesem Text Begriffe wie „der Arzt/die Ärztin“ und „der Patient/die Patientin“ jeweils nur in der Männlichkeitsform verwendet. Dies schliesst in den genannten Fällen beide Geschlechter ein.

Catja Wyler van Laak im September 2020